Wie kann ich mein Kind dabei unterstützen seinen Weg durchs Leben zu finden?

Schon bevor Kinder geboren werden, machen wir uns als Eltern meist die ersten Gedanken um deren Zukunft. Werden sie gesund auf die Welt kommen? Werden sie ihren Weg durchs Leben in dieser sich immer schneller und krasser verändernden Welt finden? Wie kann ich mein Kind vom ersten Moment an am besten unterstützen?
Während die Kinder klein sind, sind wir als Eltern erstmal in der Regel diejenigen, die sich ausschließlich um sie kümmern. Schlafmangel und Augenringe nehmen wir meist gern in Kauf, um dem kleinen Wunderwesen, welches dort in unser Leben gepurzelt ist, das Leben so leicht wie möglich zu machen. Unser Fokus bewegt sich hauptamtlich dort hin, dass es unserem Kind gut geht.
Dieser völlig natürliche Prozess lässt sich auch bei den meisten Säugetieren so oder so ähnlich beobachten. Im Tierreich dient Fortpflanzung der Erhaltung der Art, und daher wird der Nachwuchs natürlich mit allem versorgt, was er braucht und vor Raubtieren geschützt, während er durch Beobachten alles lernt, was er braucht. Ein Kind aufzuziehen ist dem gar nicht so unähnlich – wenn wir uns im Beobachten dessen nicht nur auf die rein sichtbaren Fakten beschränken.
Kinder lernen durch Beobachten viel mehr, als wir ihnen aktiv beibringen können.
Das heißt, während ich mich dafür aufopfere, dass mein Kind einen schöneren Start ins Leben hat, als ich selbst ihn vielleicht hatte und versuche ihm alles zu ermöglichen und immer für es da zu sein, wird es oberflächlich genau das vermutlich zu schätzen wissen und eine gewisse Sicherheit und Fürsorge erleben.
Was aber, wenn der Preis für das perfekte Dasein meines Kindes ist, dass ich zu wenig Schlaf bekomme, dass ich mit Augenringen durchs Leben laufe? Wenn meine Partnerschaft quasi auf Pause gestellt ist, weil mein Kind all meine Aufmerksamkeit benötigt? Wenn ich aufhöre die Dinge zu machen, die mir Freude machen und guttun?
Oberflächlich gibt es diese Decke, die nach Fürsorge und Unterstützung aussieht, die mein Kind scheinbar wärmt, doch darunter lernt es etwas ganz anderes: damit sich jemand umsorgt und unterstützt fühlt, muss ich mich aufopfern. Eine Partnerschaft muss für die Bedürfnisse anderer auf Pause gestellt werden, und Spannung und Unzufriedenheit in einer Partnerschaft sind normal. Es gibt Dinge, die mich unterstützen und die mir sogar auch noch Spaß machen, aber ich und mein Körper sind erst dann dran, wenn für alle anderen gesorgt ist.
Wie sind nicht dumm oder gemein, wir haben einfach nicht gelernt, nicht nur auf das fixiert zu sein, was wir sehen oder hören können, oder was den Idealen entspricht, die wir im Laufe des Lebens übernommen haben. Wer hat uns vorgelebt, wie es ganz praktisch möglich ist, sich wirklich um sich selbst zu kümmern und von der Basis aus wahrhaftig für andere da sein zu können, ohne sich auszubeuten.
Es gibt ganz praktische Fakten, wie zum Beispiel einen Säugling, der unsere Aufmerksamkeit auch zu möglicherweise unserem Schlafrhythmus zuwiderlaufenden Zeiten braucht, der Schritt zu wahrer Selbstfürsorge ist nicht, das Kind und seine Bedürfnisse zu ignorieren, sondern zu schauen, welche Faktoren es in der Gleichung braucht, damit für alle gesorgt ist.
Sobald ich innerlich stoppe und einen Schritt zurück in eine beobachtende Position mache, unterbreche ich den Funktionsmodus, in dem wir uns die meiste Zeit befinden und es entsteht Raum entsteht, um ehrlicher zu sehen, was wirklich geschieht und anders damit umgehen zu können.
Dieses Beobachten ist der Schlüssel, völlig unabhängig davon, ob ich Kinder habe oder nicht.
Am Beispiel des nachts nicht schlafenden Säugling mag die Lösung sein, mir tagsüber durch Unterstützung von Freunden, Familie oder Babysittern Freiraum zu organisieren, um meinen Körper zu regenerieren. Wenn mich meine Arbeit erschöpft, liegt dies vielleicht an meinem Angang daran, oder daran, dass ich wahrscheinlich in meiner Freizeit nicht das mache, was mir wirklich Freude macht und gleichzeitig meinen Körper in die Lage versetzt, meinen Job überhaupt machen zu können.
Wo immer es im Leben hakt, sind der Stop-Moment und damit der Schritt vom Hamster im Rad zum Beobachter meines Alltags der Schritt, den es braucht, um eine Veränderung herbeiführen zu können.
Transparenz und offene Kommunikation auf Augenhöhe sind dann das,
was gemeinsam Veränderung herbeiführt.