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Die Qual der Wahl - Projekt Garderobe 003


Fortsetzung von Teil 1 und Teil 2:

Unsere Beute zu Hause auszupacken war wie Weihnachten!

Da hingen sie nun, die neuen Sachen, die Alten weggepackt in einer Tüte bereit für den Container.


Und wer glaubt, dass ich als erstes ins neue Outfit schlüpfte, liegt falsch!

Neinnein. Der erste Griff am nächsten Morgen war zur Altkleidertüte. „Ich könnte DOCH noch die Jogginghose gebrauchen. Für früh morgens nach dem Aufwachen. Und dazu passt eigentlich am besten der Kapuzenpulli. Und eigentlich sollte ich 2 behalten, falls einer mal dreckig ist...“ Schwupps, waren die ollen Schlabberklamotten wieder übergeworfen. ;-)

Jaja. Der Drang zum Gewohnten wird noch eine Weile bestehen bleiben. Und ich konnte es klar fühlen: Hinter dem Verstecken hatte eine Form von Bequemlichkeit gelegen, ein gemütlicher Schlummerschlaf.

 

Wer nicht auffällt, der läuft auch keine Gefahr.

 

Nach reiflicher Abwägung entschieden Michael und ich uns daher dafür, das allermeiste Aussortierte sofort zum Recycling zu bringen.

Seitdem unterstützen wir uns täglich weiter dabei, nicht „in alte Klamotten zu verfallen“. Und das hat Konsequenzen.

 

Seitdem bemerke ich, wie fast alle – egal ob Freund oder Fremder – zunächst an mir herauf und herunter blicken, ein sekundenschneller Scan, ich werde bewusst wahrgenommen.

  • Herausforderung Nr. 1

Ich fühle mich verletzlich.

Fast alle machen mir seitdem Komplimente, ich sähe so gut aus, ob es mir besonders gut ginge, „dir geht es ja gut, ja das sieht man schon“...

  • Herausforderung Nr. 2

Ich zeige mein Licht.

Und viele beginnen, sich für ihr Aussehen zu rechtfertigen. Aus dem Nichts heraus: „Entschuldige, dass ich unrasiert bin...“. „Entschuldige meine Kleidung, ich komm gerade aus dem Garten...“ „Entschuldige, ich hab's nicht mehr geschafft, mich umzuziehen...“

  • Herausforderung Nr. 3

Jetzt geraten die anderen ins Schwitzen!

So geht der Prozess weiter, inspiriert den ein oder anderen, bewusst oder unbewusst. Manche gehen mit aufgerichtetem Rücken weiter, mit etwas erhobenem Kopf oder mit leuchtenden Augen und einem Lächeln, manche schieben die Schultern noch enger zusammen, legen die Stirn in Falten, wenden sich abrupt ab.

Ich lerne mit jeder Begegnung, das eine wie das andere zu akzeptieren, so wie ich mich selbst lerne, mehr zu akzeptieren. Jeden Tag eine neue Wahl.

Beginnend vor dem Kleiderschrank. Und das ist jetzt keine Qual mehr!