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Die Wirkung von Yoga


 

Vor 15 Jahren erzählten mir meine Yogalehrer:

Yoga hält gesund – man braucht weniger Nahrung und weniger Schlaf, fühlt sich glücklicher und so weiter und so fort...

Ich machte brav fast täglich die Yogaübungen und überwand mich dazu, nur 2x täglich zu essen und möglichst nicht zu snacken, aß allerdings Berge zum Frühstück und zum Abendessen und schlief genauso lange wie sonst auch.

Kein Erfolg, was die Vitalität betraf - was mir an Yoga gefiel, war, dass es so richtig kesselte. Dann hatte ich das Gefühl, dass es auch was bringt. Die Yogastunde war schweißtreibend und die Dehnungsschmerzen waren so heftig, dass ich manchmal die Sekunden zählte, die wir die Körperpositionen noch halten mussten. Aber am Ende der Stunde gab es die Belohnung: eine kurze Pause von allem Alltags-Streß und es war nicht mehr im Körper fühlbar, was sonst mein Normalzustand war: Härte, Verspannung, verkürzte Muskeln, Getriebensein, Stress, innere Unruhe, chronische Ängstlichkeit, Sorge, etwas falsch zu machen…

Also tat Yoga mir gut.

Das dachte ich und vertiefte meine Yogapraxis noch. Ich lernte 12 Monate Philosophie und Praxis des Hatha-Yoga in einem Yoga-Ashram, wurde Yogalehrer und assistierte bei Yogalehrer-Ausbildungen. Meine Kurse waren gefragt und gefüllt.

Ich wurde super-duper beweglich, Spagat, Kopfstand, Füße hinter’s Ohr legen - sag mir, was ich noch mit meinem Körper tun soll – ich kann’s! Blumen und Gemüse essen, kein totes Tier auf dem Tisch, meditieren, ich konnte mich als “guter Yogi” sehen lassen.

Bis nach ungefähr 10 Jahren alles stagniert war.

 

Äußerlich betrachtet war mein Leben in Ordnung und bewundernswert, doch bei genauerer Betrachtung stimmte einiges eben gar nicht.

 
  • Obwohl ich sehr diszipliniert die Prinzipien des Hatha-Yoga in meinen Alltag integriert hatte, litt ich ungefähr 3x pro Jahr an einer 7-10 tätigen fiebrigen, verschleimten Erkältung.

  • Zu dem war meine Partnerschaft nicht harmonisch.

  • Obwohl ich meistens gerne arbeitete, hangelte ich mich immer von Feierabend zu Feierabend und von Urlaub zu Urlaub.

  • Ich entwickelte sogar Symptome, die ich vor meiner Yogapraxis gar nicht hatte, einen Fersensporn, Verspannungen an neuen Körperstellen, Muskelzerrungen, Probleme im unteren Rücken – und ich war doch nicht mal 30!

  • Ein bedrohliches Nierenleiden war während meiner Yoga-Zeit im Ashram ausgebrochen und die Ärzte vermuteten einen angeborenen genetischen Defekt als Ursache.

Meine Yogalehrer konnten mir nicht weiterhelfen. Freunde erklärten die „Holprigkeiten“ mit dem Nierenleiden, was zu einer grundsätzlichen Schwäche im Körper führe.

So stellte ich mir selbst die Frage:

 

Könnte es sein, dass mich Yoga krank macht?

 

Als ich in dieser Zeit auf Universal Medicine traf, passierte etwas NICHT: Mir wurde nicht gesagt, welche Übung, welche Ernährungsweise, welche Therapieform ich praktizieren oder verändern sollte.

Die Anregung, die ich vom ersten Kurs mit nach Hause nahm, war, nach innen zu horchen statt äußeren Ratschlägen zu folgen. Und das probierte ich aus.

Ich horchte tief in meinen Körper und fand überraschenderweise den Impuls, einfach mit den Yoga-Übungen aufzuhören. Sollte ich das ausprobieren? Das, von dem ich dachte, dass es meine Gesundheit erhielt, einfach stoppen?

Ok – ich gab dem ganzen einen Versuch. Ich praktizierte weder Atemübungen noch Sonnengrüße, legte keine Beine hinter den Kopf, nicht mal mehr meine Meditations-Stunden hielt ich ein. Und ich stellte fest, dass sich einige der chronischen Verspannungen schon nach wenigen Wochen aufgelöst hatten. Ich hatte nichts verändert, außer keine Yogaübungen mehr zu machen. Wow, das war für einen Yogalehrer-Ausbilder keine leicht verdauliche Kost.

Weil ich mich etwas besser fühlte, wollte ich diesen Weg weiter erkunden und hörte zu dem Zeitpunkt auch auf, Yoga zu unterrichten.

Statt nach einer von außen vorgegeben Art und Weise zu leben oder mich zu bewegen, höre ich seitdem bewusster auf meinen Körper.

Beim Joggen fiel mir als nächstes auf, dass etwas nicht stimmte. Auch hier war ich es gewohnt, mich zu etwas zu zwingen, was eigentlich anstrengend war. Ich war baff, wie es war, dem Körper zuzuhören. Die anstrengenden Dinge flogen mehr und mehr aus meinem Alltag und meine neue Sorge dabei enpuppte sich als unbegründet: Ich wurde keine bewegungsfaule Couch-Potato.

Klar hatte mein Körper weiter Lust, sich zu bewegen. Aber nicht bis über die Schmerzgrenze hinweg. Nicht 120 Minuten lang (Dauer einer Yoga-Fortgeschrittenen-Stunde), sondern 20 Minuten sportliches Gehen reichten mir. Oder mal nach Feierabend die Musik aufdrehen und den Kreislauf beim Tanzen in Schwung bringen.

Schritt für Schritt beobachtete ich, dass alles in meinem Leben etwas sanfter wurde.

Das verrückteste an der Sache war für mich:

ich brauchte - ohne Yoga - WENIGER SCHLAF UND WENIGER NAHRUNG.

Wie bitte?

 

Aber klar – ich hatte durch meine Yogapraxis keine wahre Entspannung in meinem Körper erlebt, sondern genau genommen durch die Überanstrengung und forcierte Dehnung gelernt, ihn effizient zu betäuben.

 

Das war nichts anderes als vor meiner Yoga-Karriere, als ich noch Raucher und Kaffetrinker war: Man gebe dem Körper ein Betäubungsmittel, fühlt weniger die Härte und Schmerzen und braucht dann mehr Betäubungsmittel, sobald die Wirkung nachlässt.

Meine „guten“ Tage waren beim Yoga immer davon abhängig gewesen, wie viele Yoga-Übungen und Atem-Übungen ich gemacht hatte.

Ich war zwar gelenkiger geworden, aber die Dehnung war mit „Zwingen“ und „Aushalten“ erzielt gewesen.

Bei genauerem Betrachten waren die Härte und der so entstandene innere Druck immer noch in meinem Körper - einfach nur besser versteckt in tieferen Schichten:

Die großen Muskelpartien fühlten sich alle gedehnt an, aber an vielen Stellen zeigte mein Körper die versteckte Spannung, die auf mein Skelett wirkte, z.B. durch den Fersensporn (eine krankhafte Verknöcherung des Knorpelgewebes an der Ferse).

 
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